Andreas Osiander | Quelle: Stadtarchiv Gunzenhausen
Heinrich Stark 1876 | Quelle: Stadtarchiv Gunzenhausen
Aquarell: Blick von Norden auf Gunzenhausen
Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg Ansbach | Quelle: Stadtarchiv Gunzenhausen

Die Ehrenbürger der Stadt Gunzenhausen

von Melanie Proske

Die Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung die eine Kommune an Personen vergeben kann, welche sich durch außergewöhnlich großes Engagement für die Gemeinde verdient gemacht haben. Bereits aus dem 16. Jahrhundert stammen erste Hinweise auf ein „Großes Bürgerrecht“, das als untermittelbarer Vorläufer zur Ehrenbürgerwürde zu betrachten ist.

So erhielt beispielsweise Simon Hoppner, seines Zeichens herzoglicher Rentmeister im niedersächsischen Celle 1547 diese Ehrung, die ihn dadurch aus der Bürgerschaft hervorhob. Vom kaiserlichen Pfalzgraf Friedrich Beurhaus in Dortmund ist bekannt, dass er 1589 in den Genuss einer ähnlichen Ehrung kam. Sicherlich gab es auch in den folgenden Jahrhunderten immer wieder außergewöhnliche Würdigungen einzelner Personen durch Städte und Gemeinden, die teilweise mit Vergünstigungen wie Schenkung des Bürgergelds beziehungsweise Befreiung von allgemeinen bürgerlichen Pflichten verknüpft waren.

Eine Zäsur brachte die Französische Revolution von 1789, die zunächst in Frankreich selbst alles Etablierte in Staat, Gesellschaft, Kirche und Politik abschaffte und im Anschluss durch die napoleonischen Eroberungsfeldzüge diese umwälzenden Veränderungen auch in viele europäische Staaten einführte.

Zeitgleich entwickelte sich der auch der Wandel hin zur ausschließlichen Würdigung einer Einzelperson, das heißt, dass es weniger auf das Recht des Bürgers, sondern vielmehr auf die Auszeichnung für die verdiente Persönlichkeit ankam.

Ursprünglich in der Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern aus dem Jahre 1952, angepasst in der Fassung vom 22. August 1998, heißt es in Artikel 16: „Die Gemeinden können Persönlichkeiten, die sich um sie besonders verdient gemacht haben, zu Ehrenbürgern ernennen.“
In der Folge erließ auch unsere Kommune am 1. September 1966, aktualisiert am 6. November 1981 ihre heute noch geltende eigene „Satzung über Auszeichnungen der Stadt Gunzenhausen“. Neun Paragrafen regeln darin Formen und Voraussetzungen der Verleihung von Ehrenbürgerrecht sowie weiterer Auszeichnungen wie Verdienstmedaille und Ehrenteller. Unter anderem heißt es in Paragraf 2: „ Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Auszeichnung, welche die Stadt Gunzenhausen lebenden Personen zuerkennen kann.“
Möglich ist eine Verleihung nur, wenn die in Betracht kommende Persönlichkeit durch „besonders fruchtbares Wirken entscheidend die Entwicklung der Stadt beeinflußt und so das Wohl der Bürgerschaft gefördert hat oder wenn sie durch hervorragende Leistungen z.B. im Bereich der Kunst, der Wissenschaft, Wirtschaft oder des Sozialwesens das Ansehen der Stadt außergewöhnlich gemehrt hat.“


Tatsächlich liegt die erstmalige Verleihung der Ehrenbürgerwürde Gunzenhausens mehr als einhundert Jahre zurück, genauer gesagt nur wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914.
Bis zum heutigen Tag erhielten 12 Personen diese höchste kommunale Auszeichnung. Allerdings ausschließlich Männer ! Ohne jeden Zweifel waren zwei von ihnen absolut unwürdig diese Ehrung zu empfangen, die Umstände der Verleihung mehr als fragwürdig und den seinerzeitigen politisch-gesellschaftlichen Verhältnissen zuzuschreiben. Doch dazu später mehr.

 


Erster Gunzenhäuser Ehrenbürger 1914

Foto: August Hensolt, Stadtarchiv Gunzenhausen
Foto: August Hensolt, Stadtarchiv Gunzenhausen

In der Sitzung des seinerzeitigen, noch königlich bayerischen Stadtmagistrats von Gunzenhausen am 24. April 1914 beratschlagte man als Eröffnungstagungspunkt, die Niederlegung des Amtes durch Bürgermeister August Hensolt aus gesundheitlichen Gründen. Dem Rücktritt des seit 1885 amtierenden Stadtoberhaupts stimmte das Gremium vorbehaltlos zu und würdigte die mannigfaltigen, „treuen und unermüdlichen“ Verdienste Hensolts. Ebenso einstimmig beschloss der Stadtmagistrat, ihm als ersten Gunzenhausener das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. August Hensolt entstammte einer alteingesessen Gerberdynastie, deren Mitglieder über Generationen hinweg die Geschicke unserer Stadt mitbestimmten. Im Alter von 31 Jahren wählte man ihn in das Gemeindebevollmächtigtenkollegium, ab 1876 war er Stadtmagistratsmitglied und schließlich Bürgermeister. In seiner Amtszeit entstanden die Realschule (heute Simon-Marius-Gymnasium), städtischer Schlachthof mit Warmwasserbad, eine moderne Wasserversorgungsleitung, Obstanlage oder Stadtgarten. Auch die Pflasterung vieler Straßen im Stadtgebiet war ihm zu verdanken und die Vielfältigkeit der durchgeführten infrastrukturellen Verbesserungsmaßnahmen auf kommunaler Ebene, wurde vorher staatlicherseits bereits durch Verleihungen des bayerischen Verdienstkreuzes des Heiligen Michael sowie der Prinzregentenmedaille honoriert.

Die feierliche Übergabe der Ehrenbürgerurkunde fand am 7. Juni 1914 durch den neuen Bürgermeister Otto Hagenah statt. Dazu lieferte das ortsansässige Buchbinder- und Schreibwarengeschäft Seiderer eine repräsentable, seidengefütterte Mappe aus dunkelgrauem Rindsleder, versehen mit dem Stadtwappen. Auf der Pergamenturkunde stand geschrieben: „Der Stadtmagistrat und das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten der königlich bayerischen Stadt Gunzenhausen, verleihen ihrem bisherigen hochgeehrten Herrn Bürgermeister August Hensolt das Ehrenbürgerrecht der Stadt Gunzenhausen in dankbarer Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste, die sich derselbe durch seine vieljährige unermüdliche und ersprießlich Tätigkeit als Bürgermeister um seine Vaterstadt erworben hat.“
Bedauerlicherweise konnte sich der Geehrte nicht lange an seiner Ehrenbürgerwürde erfreuen, da er bereits am 1. Juli 1914 verstarb.

 


Als zweiten Ehrenbürger erkor man Obermedizinalrat Dr. Dr. Heinrich Eidam, der seit 1878 in Gunzenhausen lebte. Neben seinem großen Engagement auf dem Gesundheitssektor, er gründete u.a. die Sanitätskolonne und setzte sich für die Einrichtung einer Milchküche zur Säuglingsversorgung mit keimfreier Milch ein, waren seine Verdienste zur Erforschung der Vor- und Frühgeschichte von Stadt und Umland von überregionaler, ja wohl gar von nationaler Bedeutung.
Seiner Initiative ist die Entstehung des heute noch bestehenden Vereins für Heimatkunde zu verdanken, außerdem ist er Gründungsvater des Stadtmuseums. In zahllosen Ausgrabungskampagnen entdeckte Eidam eine Vielzahl von Relikten längst vergangener Epochen, die einen wichtigen Grundstock des Archäologischen Museums Gunzenhausen bilden. Aufgrund seiner intensiv betriebenen Forschungstätigkeit, namentlich was die römische Geschichte unserer Region anbelangt, wurde er auch zu einem der wenigen Reichslimesstreckenkommissare berufen. Dieses war dem Stadtrat Grund genug, ihm in seiner Sitzung vom 3. November 1921 die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Die Überreichung der entsprechenden Urkunde verzögerte sich kurioserweise bis 1928, da „die Inflation mit all ihren Schwierigkeiten und Wirren“ eine frühere Ausfertigung verhinderte.

 

Dr. Heinrich Eidam | Quelle: Stadtarchiv Gunzenhausen

Dr. Heinrich Eidam

Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen


Ehrenbürgerwürden im Dritten Reich

Auch wenn Gunzenhausen in mancher Hinsicht eine unrühmliche Vorreiterrolle in der nationalsozialistischen Ära einnahm (u.a. erstes „Hitlerdenkmal“ in Deutschland bzw. einer der frühesten gewalttätigen Massenübergriffe auf jüdische Einwohner), war es, was die Vergabe der Ehrenbürgerwürde an Nazi-Größen anbelangt etwas im Verzug zum Vergleich zu anderen Kommunen. Bereits im Februar 1932 hatte das fränkische Coburg zuerst Hitler das Ehrenbürgerrecht angedient. Kurz danach folgte Neustadt an der Aisch und ab 1933 ergoss sich eine wahre Flut entsprechender Ehrungen über die Nazi-Herrscher. In der außerordentlichen Stadtratssitzung vom 23. März 1933 an der die SPD-Räte und das jüdische Stadtratsmitglied Neumann nicht teilnahmen, beschloss das Gremium die Verleihung der Ehrenbürgerrechte an Adolf Hitler sowie Reichspräsident Paul von Hindenburg. Damit einher ging die Umbenennung des Marktplatzes in Adolf-Hitler-Platz bzw. der Platz um das entstehende neue Zentralschulhaus (heute Stephani-Schule) in Hindenburgplatz. Die Stadtratssitzung endete mit dem gemeinsamen Singen der NSDAP-Parteihymne, dem Horst-Wessel-Lied.
In der Ehrenbürgerurkunde für Hindenburg lautete der Text: „Dem Vater des deutschen Volkes in dankbarer Anerkennung seiner glänzenden und unvergänglichen Verdienste, die er sich im Krieg wie im Frieden um unser deutsches Vaterland erworben hat.“

Im Rückblick fast unappetitlich liest sich die Begründung zu Hitlers Gunzenhausener Ehrenbürgerrecht, der es als „Führer der nationalsozialistischen deutschen Freiheitsbewegung in dankbarer Anerkennung der unsterblichen Verdienste die er sich als todesmutiger deutscher Front- und Freiheitskämpfer, als entschlossener Retter vor grauenvoller marxistisch-bolschewistischer Flut und als Schöpfer deutscher Einigkeit und Einheit“ erhielt. Beide Geehrte richteten Dankschreiben an den Gesamtstadtrat, die bei einer Zusammenkunft stolz herumgereicht wurden.
Einer der schlimmsten Antisemiten, Frankens Gauleiter Julius Streicher, gern und häufig zu Gast in der Altmühlstadt komplettiert die Reihe Gunzenhäuser Ehrenbürgerverleihungen während der nationalsozialistischen Herrschaft.
Für ihn entschied man sich in der Stadtratssitzung vom 4. Oktober 1933. Der textliche Inhalt seiner vom Kunstmaler Michl Hertlein gefertigten Ehrenbürgerurkunde, liest sich noch abstoßender als jene für Adolf Hitler. Darin heißt es u.a., er habe: „ … getragen von grenzenloser Liebe zum Deutschen Volk und Vaterland … nach vieljährigem heißen Ringen den schließlich wunderbaren Sieg der nationalsozialistischen deutschen Freiheitsbewegung miterfochten und dadurch in letzter Stunde Deutschland aus den Klauen des völkerverderbenden Marxismus und Bolschewismus, deren Seele das internationale Judentum ist, befreien helfen. Dafür bringt ihm die Stadt Gunzenhausen den tiefsten Dank und die aufrichtigste Verehrung entgegen.“
Quasi als Dreingabe kam noch die Umbenennung der Gerberstraße in Julius-Streicher-Straße hinzu.

Nach Kriegsende beeilte sich der von der amerikanischen Militärregierung eingesetzte Stadtrat unter Leitung von Bürgermeister Hahn in seiner ersten Sitzung am 30. Mai 1945, den Straßen ihre historischen Bezeichnungen zurückzugeben. Außerdem wurde Julius Streicher das Ehrenbürgerrecht aberkannt. Erstaunlicherweise berichtete das städtische Amtsblatt vom 8. Juni auch von der debattelosen Abwürdigung der Hitler’schen Ehrenbürgerwürde, jedoch findet sich im entsprechenden Stadtratsprotokoll dazu kein einschlägiger Hinweis. Vermutlich begnügte man sich damit, dass eine Ehrenbürgerschaft formal mit dem Tode der Person automatisch erlischt und nahm deshalb keine Aberkennung vor.

 


Ehrenbürger 1949 bis 1981

An Kaufmann Hans Bach ging 1949 die sechste kommunale Ernennung zum Ehrenbürger. Er forschte über Jahrzehnte intensiv im Bereich der Stadtgeschichte, war maßgeblicher Initiator bei Gründung des ersten Fremdenverkehrsvereins und äußerst engagiert an den umfassenden Vorbereitungen zur 1100-Jahrfeier Gunzenhausens. Darüber hinaus betreute er die hier abgehaltenen Heimattage von 1929 bis 1934 und verfasste das Schauspiel „Sternwirts Töchterlein“, welches er in der Zeit des vorletzten Ansbacher Markgraf Carl Wilhelm Friedrich ansiedelte.
Ihm folgte 1960 mit Dr. Heinrich Marzell ein weiterer verdienstvoller Volks- und Heimatkundler als siebter Ehrenbürger. Er kam nach Ende des Ersten Weltkriegs als Lehrer an die hiesige Realschule, deren Leitung er 1945 übernahm. Marzells große Liebe galt der Botanik und sein über Jahrzehnte hinweg perfektioniertes, umfassendes Wissen, brachte ihm nationale und internationale Anerkennung ein. Unzählige Publikationen veröffentlichte er bis zu seinem Tode 1970. Primär zu nennen ist das mehrbändige ‚Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen‘, welches immer noch als eines der Standartwerke im Bereich Botanik gilt.
1978 ging die Ehrenbürgerwürde gleich an zwei Personen, was ein Novum in der kommunalen Ehrungstradition war. Mit Friedrich Wust, seit 1954 amtierender Bürger- und nunmehriger Altbürgermeister, kam wieder einmal ein Kommunalpolitiker zum Zuge. In seiner Amtszeit entwickelte sich Gunzenhausen zum Industriestandort und die städtische Infrastruktur verbesserte sich maßgeblich durch Bau von Altenheim, Straßen, Kläranlage, Hallenbad, Schulhäuser sowie der Stadthalle. In letzterer fand als eines der ersten Großereignisse am 19. Juni 1978 der Festakt zur feierlichen Übergabe der Ernennung statt. Die Lokalzeitung berichtete damals umfassend darüber und zitierte aus der Laudatio des Wust-Nachfolgers Willi Hilpert, in der ihn dieser als „guten und umsichtigen Steuermann der Gemeinde“ bezeichnete.
Im November 1978 folgte die Feierstunde anlässlich Übergabe der Ehrenbürgerkunde an den Industriellen Carlo Loos. Als Eigentümer des seit 1917 in Gunzenhausen beheimateten gleichnamigen Eisenwerks, hatte ihn die Stadt bereits 1964 mit der eigenen Verdienstmedaille bedacht. Nun wurde mit der höchstmöglichen Kommunalehrung dessen unternehmerisches Wirken und Weitsicht, verbunden mit der Sicherung zahlreicher Arbeitsplätze erneut gewürdigt.

 

Friedrich Wust und Carlo Loos

Fotos: Stadtarchiv Gunzenhausen

Mit Richard Stücklen endete die Reihe der im 20. Jahrhundert verliehenen Gunzenhäuser Ehrenbürgerwürden. Unter den vielen politischen Ämtern die er innehatte, sind in erster Linie das des Bundesministers für Post- und Fernmeldwesen (1957 bis 1966) sowie des Präsidenten des Deutschen Bundestages (1979 bis 1983) zu nennen. Der in Weißenburg wohnende Politiker war zeitlebens eng mit Gunzenhausen verbunden und setzte sich u.a. für die Errichtung eines modernen Postamtsgebäudes, von Zivilschutzbauten oder bei Lösung von Verkehrsproblemen ein. In Würdigung seines vielfältigen Engagements verlieh ihm der Stadtrat am 1. November 1981 die Ehrenbürgerwürde.

Richard Stücklen

Foto: Stadtarchiv Gunzenhausen


Zwei Politiker als Ehrenbürger im 21. Jahrhundert

Im ersten Jahr des neuen Jahrtausends (2000) wurde Ernst Lechner nächster Ehrenbürger. Der 1925 in Nordstetten geborene Bürgermeistersohn, studierte Lehramt und unterrichtete u.a. an der Volksschule Frickenfelden und der Berufsschule Gunzenhausen. Schon frühzeitig wandte er sich der Gemeinde- und Landespolitik zu, war langjähriger Gemeinderat in Nordstetten und Gunzenhausen sowie Kreisrat des Landkreises(Weißenburg-)Gunzenhausen. Als CSU-Abgeordneter zog er 1962 in den Bayerischen Landtag ein, dem er sechs Legislaturperioden, sprich bis 1986 angehörte, davon wiederum acht Jahre als Landtagsvizepräsident. Seiner Vision war es zu verdanken, dass die bayerische Volksvertretung die Überleitung von Altmühl- und Donauwasser in das Regnitz-Main-Gebiet in Angriff nahm. Das daraus resultierende Projekt der Realisierung eines Fränkischen Seenlandes, ist heute mit dem Altmühl-, Brombach- und Rothsee eine bleibende Erinnerung an den „Vater des Fränkischen Seenlands“, wie Ernst Lechners umgangssprachlicher Ehrentitel lautete. Unkommentiert, weil offensichtlich, ist der touristische Prestigegewinn den Gunzenhausen damit erzielte.
2017 kam es zur bisher letzten Verleihung der Ehrenbürgerwürde und zwar an „Mister Europa“ Ingo Friedrich. Ein Tag nach seinem 75. Geburtstag erhielt er im feierlichen Rahmen die Urkunde überreicht. Ausschlaggebende Gründe des Stadtratsbeschlusses waren die Verdienste Ingo Friedrichs um ein vereintes Europa sowie die Entwicklung des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen und seiner Heimatstadt Gunzenhausen.

 

Weitere Ehrenbürger der Gunzenhäuser Ortsteile

Strenggenommen sind die Ehrenbürgerrechtsverleihungen der ehemaligen politisch selbständigen Gemeinden, die zwischen 1971 und 1978 als Ortsteile zur Stadt Gunzenhausen eingegliedert wurden, hinzuzählen.
Es handelt sich dabei um Lehrer Pöschel (Aha; im Jahr 1920), den jüdischen Bürger Bernhard Reinemann (1928) und Pfarrer Karl Ried (1952), beide aus Cronheim. In Frickenfelden wurde mit Gemeinderatsbeschluss vom 26. November 1915 der Lehrer Paul Weth zum Ehrenbürger ernannt, in Oberasbach war es Bernhard Heimbeck, ebenfalls Lehrer (1968). Während die Verdienste der genannten Personen für die jeweiligen Gemeinden zweifelsohne auszeichnungswürdig gewesen waren, ist das für den einzigen Unter- und Oberwurmbacher Ehrenbürger mehr als in Frage zu stellen. Mit einstimmiger Gemeinderatsentscheidung vom 12. April 1933 ging die örtliche Ehrenbürgerwürde an Johann Appler, einen der aktivsten Nationalsozialisten in Stadt und Umland, NS-Kreisleiter, Reichstagsabgeordneter und bis 1945 Gunzenhausens Bürgermeister. Die Entscheidung für ihn begründete man mit seinen angeblich „großen Verdiensten um Volk und Vaterland zum Wohle unseres Bezirks und seiner Gemeinden“. Allerdings hatte sich das benachbarte Pfofeld im selben Jahr dazu hergegeben, Appler ebenfalls zum Ehrenbürger zu küren.
Das leitet direkt über zu den Verleihungen von Ehrenbürgerwürden anderer Kommunen an Gunzenhäuser, deren berufliche oder private Lebenswege sie an andere Orte führte. Bekannt sind Johann Georg Elterlein (gest. 1882), Bürgermeister und Ehrenbürger in Wien-Hernals, Karl Krauß, NS-Funktionär in Oberasbach bei Fürth (dortige Ehrenbürgerwürde 1933 verliehen) und Ferdinand Ludwig Meyer, 1917 bis 1937 Leiter des Postamts Prien am Chiemsee.

Die Geschichte des kommunalen Ehrenbürgerrechts ist tatsächlich äußerst interessant und man darf gespannt sein, wer die nächste Ehrenbürgerwürde Gunzenhausens erhält. Zeit wäre es, wenn endlich eine Frau zum Zuge käme!

 

Werner Mühlhäußer

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