Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg Ansbach | Quelle: Stadtarchiv Gunzenhausen
Notgeld der Stadt Gunzenhausen - 10 Milliarden Mark
Foto: Marktplatz (Palais)
Notgeld der Stadt Gunzenhausen - 1 Milliarde Mark

Das Bild der Bäckerinnung Gunzenhausen von 1896

von Melanie Proske

Großformatige Fotomontagen von Gunzenhäuser  Gesellschaften und Vereinen sind heute fast ausschließlich nur noch im Museum zu sehen. Eines – und zwar das der Bäckerinnung Gunzenhausen -  ist durch eine Schenkung in den Besitz des Stadtarchivs gelangt. 18 einzelne in Passepartouts gefasste Fotografien sind auf dem Bäckerbild aus dem Jahr 1896 zu sehen. Stadtarchivar Werner Mühlhäußer hat das Vereinsbild zum Anlass genommen, um zu forschen. Das Ergebnis ist im neuen Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“  zu lesen, das vom Verein für Heimatkunde herausgegeben wird.

Das Bäckerbild von 1896

Bevor die bayerische Verwaltungsreform von 1808 und die Sozialgesetze im Deutschland des 19. Jahrhunderts die Gewerbefreiheit für die Handwerksberufe brachten, waren die Zunftordnungen gültig. Die Bürgeraufnahmebücher von Gunzenhausen liefern Informationen für die Jahre von 1550 bis 1868. Weitere Erkenntnisse liefern die 1534 angelegten Kirchenbücher. Erst schriftliche Nachweise von Gunzenhäusern Bäckern sind ihnen zu entnehmen.
Den Bürgeraufnahmebüchern ist zu entnehmen, dass in diesen rund 300 Jahren eine ganze Reihe von Handwerkern in der Stadt ansässig war. Die meisten stellten die Schuhmacher, dann folgten (in dieser Reihenfolge) die Wirte, die Bäcker, Metzger, Schneider, Maurer, Gerber, Weber, Bierbrauer und Zimmermänner. Anstelle der Bäckerzunft agierte ab 1829 der Bäckerfachverein, der 1888 in eine Innung umgewandelt wurde. Die Statuten markieren die Ziele der Innung: Pflege des Gemeingeistes, Stärkung der Standesehre, Förderung des gedeihlichen Verhältnisses zwischen Meistern und Gesellen und sittliche Ausbildung der „Stiften“.
Das Bäckerbild ist handwerklich eine Leistung von Georg Michael Fettinger, der eigentlich Müller (und Inhaber der Scheupeleinsmühle) war, jedoch eine persönlich starke Leidenschaft für das Fotografieren hatte und ein eigenes Fotoatelier einrichtete. Sein Sohn Jakob Heinrich übernahm es 1899 und erbaute es neu in der Bahnhofstraße 31.


Erster Innungsobermeister war Johann Friedrich Huber, dessen Frau 1906 in der  Bäckerei ums Leben kam, als beim Befüllen einer Benzinlampe Feuer ausbrach. „Missliche Vermögensverhältnisse“ führten dazu, dass sich der Meister 1913 das Leben nahm. Sohn Heinrich übernahm das Geschäft in der Bahnhofstraße 15 (heute: Hörgeräte Eisen) und führte es bis 1960. Nachfolger Karl Reissig war bis 1976 tätig.

Friedrich Karl Lechner war 1913 bis 1935 der Obermeister. Er übernahm das Anwesen in der Rathausstraße 9. Dort lässt sich schon 1612 ein Bäcker namens Michael Gerber  in der Schmidgasse (früherer Straßenname) nachweisen. Sein Nachfolger betrieb zudem eine Schankwirtschaft, was damals vielfach üblich war. Er erlaubte Stallknechten und markgräflichen Husaren das verbotene Kartenspiel, zahlte 1746 notgedrungen das Strafgeld von 30 Gulden, um nicht eingesperrt zu werden. Bis 1960 wurde erwerbsmäßig Brot gebacken.

Der aus Unterwurmbach stammende Johann Loy war Kassier. Mit der Gastwirtstochter Maria Knoll aus Merkendorf hatte er elf Kinder. In der früheren Hafnerwerkstatt in der Nürnberger Straße 15 eröffnete er eine Bäckerei, die 1920 sein Schwiegersohn Friedrich Buchner übernahm, der später als Obermeister fungierte und den Betrieb bis 1963 führte.

Aus Sausenhofen kam Johann Friedrich Bach, der 1886 das Walmdachhaus in der Gerberstraße 8 erwarb. Er hatte zugleich eine Mehlhandlung. Später verkaufte er das Anwesen und erwarb das Haus in der Sonnenstraße 16, in dem er eine Kolonialwarenhandlung einrichtete.

Der Langlauer Friedrich Ludwig Barthel kam 1888 in die Stadt und betrieb sein Handwerk in der Gerberstraße 11. Hochverschuldet musste er aber später an den Metzger und Wirt A.P. Guthmann verkaufen. Es folgten weitere Bäckermeister - und 1922 mit Rosina Linse sogar die erste bayerische Bäckermeisterin. Deren Sohn Xaver (Stadtrat) übernahm das Geschäft 1961 und übergab es 1977 an Edwin Rohr, der es 2004 aufgab.

Von dem aus Rehenbühl stammenden  Johann Baumgärtner ist bekannt, dass er das Haus in der Sonnenstraße 1 von Wilhelm Vorbrugg erwarb. Schon 1734 war dort eine Bäckerei ansässig. Der Nachkomme Werner Baumgärtner leitete das Geschäft ab 1961 (heute: Cafe Wehrgang).

Georg Heinrich Emmerling, der 1872 aus Brand nach Gunzenhausen kam, erwarb das Haus Marktplatz 19, sein Bruder das Haus in der Oettinger Straße 3. Die „Weinstube Emmerling“  geht auf das Jahr 1873 zurück, der Neubau entstand 1887.  Die Bäckertradition in der Familie endete 1978, als Ludwig Emmerling verkaufte.

 


Der Heidenheimer Johann Friedrich Högner übernahm die wohl älteste Bäckerei (schon 1642 urkundlich erwähnt) am Marktplatz 41a. Das große Wohn- und Geschäftshaus brannte am Gründonnerstag des Jahres 1915 so stark ab, dass es neu aufgebaut werden musste. Zudem waren zwei Todesopfer zu beklagen.  Von 1959 bis 1979 war Wilhelm Högner der Hausherr.

Der aus Bühl bei Nördlingen stammende Friedrich Karl Meidert erwarb 1893 das Haus in der Kirchenstraße 4, das als eines der ältesten Gebäude gilt (zwischen 1450 und 1500 erbaut).

1889 kam Johann Georg Minnameyer in die Stadt, um  das Anwesen im Auweg 5 zu erwerben, später verlegte er den Betrieb in die Weißenburger Straße 23. Enkeltochter Frieda („Friedi“) betrieb mit ihrem Mann Friedrich Moßhammer das Geschäft bis 1994.

Weitere Bäckermeister waren der aus Ansbach stammende Georg Adam Mohrenhardt (Oettinger Straße 3) und Wilhelm Christian Moßhammer (erst Hensoltstraße 36, dann Weißenburger Straße 12). Der Pfofelder Johann Adam Schönecker war in der Weißenburger Straße 2 aktiv, der spätere Eigentümer Johann Hermann (ebenfalls aus Pfofeld) gab das Gewerbe 1937 auf.  Johann Michael Ströhlein (Zur Altmühl 2)  verpflichtete in seinem Testament die Bäckerinnung, für seine Grabpflege zu sorgen. Jeder von den Handwerkskollegen hatte zudem für den Leichenschmaus für 70 Pfennige Brot zu liefern. In der Waagstraße 5 hatte Johann Karl Uhlmann sein Geschäft, das seine Tochter und deren Mann Friedrich Wagner 1961 aufgegeben haben. Ludwig Wilhelm Vorbrugg heiratete 1868 die Witwe des Bäckermeisters Ludwig Ries (Sonnenstraße 1) und veräußerte den Betrieb 1892 an Johann Baumgärtner. Die aus einer Weißenburger Bäckerfamilie stammende Amalie Magdalena Roth heiratete 1866 den aus Bieswang stammenden Johann Friedrich Wild und führte mit ihm die Bäckerei in der Gerberstraße 3, die seit 1823 bestand.  Aus Dittenheim kam Georg Leonhard Wöllmer, der mit der Sammenheimerin Eva Margarethe Hetzner verheiratet war. Beide übernahmen die Bäckerei in der Burgstallstraße 8 (später Kolonialwaren- und Delikatessengeschäft).

Werner Falk

 

 

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